Stipendiatin Anna Stanzel

Zertifikatsfoto_Anna_Stanzel
Zertifikatsfoto_Anna_Stanzel

Anna Stanzel studiert Psychologie an der Universität Leipzig und wurde bezüglich ihres bevorstehenden Auslandsaufenthaltes für das Vacasol Global Engagement Scholarship 2022 auserwählt.

„Seit Beginn meines Psychologiestudiums strebe ich danach über mich hinauszuwachsen, Neues zu Lernen und zu verstehen, was dazu beiträgt, dass Menschen sich gesund entwickeln und zufrieden sind.“ – Aus diesem Grund möchte Anna mit ihrer Forschung zu den Determinanten von und Einflussfaktoren auf Wohlbefinden beitragen. Sie ist zertifizierte Anwenderin der Positiven Psychologie und absolviert neben ihrem Studium eine Ausbildung zur zertifizierten Systemischen Coachin für Positive Psychologie bei der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie.

Während ihres Auslandssemester wird Anna ein Forschungspraktikum an der University of Toronto in Kanada, im Population Well-being Lab von Dr. Felix Cheung, absolvieren. Die thematische Hauptrichtung des Labs ist die Wohlbefindungsforschung. Neben wichtigen Forschungs- und Analysemethoden wird sie weitere Theorien und empirische Befunde zur Wohlbefindungsforschung kennenlernen, unter anderem zu sozialem Vergleich zwischen Geschwistern, sozialer Ungleichheit, und dem Einfluss von Einkommen auf das subjektive Wohlbefinden.

Neben ihren fachlichen Zielen möchte Anna ihre Sprachkenntnisse im Englischen festigen und internationale Kontakte knüpfen.

Wir wünschen ihr viel Erfolg dabei und sind sehr gespannt auf ihren Bericht!

Halbzeitbericht + Abschlussbericht

FALL-INg for CANADA over and over again!
Im Rahmen meines Masterstudiums der Psychologie an der Universität Leipzig absolvierte ich ein Auslandsforschungspraktikum an der University of Toronto in Kanada. Psychologie ist meine Leidenschaft, genauso wie das wissenschaftliche Arbeiten, Datenanalysen und das Kennenlernen anderer Sichtweisen und Strukturen.

Damit ist das Auslandspraktikum an der UofT, wie die University of Toronto hier von allen nur genannt wird, die perfekte Kombination aus allem. Bevor dieses jedoch begonnen hat, begab ich mich auf eine Reise durch Québec, New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island (PIE /Pi-I-Ei/, wie es abgekürzt genannt wird). Atlantikkanada hat uns begeistert und wir sind viel gewandert, haben an Stränden gechillt, sind herumgefahren, haben mit Einheimischen gesprochen und waren auf den Spuren der Akadier, den Nachkommen der französischen Siedler des 17. Jahrhunderts. Wir haben ein kleines Best-Of unseres Roadtrips zusammengestellt:

Schönsten Beaches

  • Strand im Kejimkujik National Park (Seaside Unit) (Nova Scotia)
  • Ingonish Beach (Nova Scotia)
  • South Harbour Beach (Nova Scotia)
  • Inverness Beach (Nova Scotia)
  • Strand auf einer der Inseln im Kejimkujik National Park über eine Paddeltour erreicht (Nova Scotia)
Inverness Beach (NS) & Seaside Beach im Kejimkujik (NS)
Inverness Beach (NS) & Seaside Beach im Kejimkujik (NS)

Schönsten Hikes

  • Sentier de l'Acropole des Draveurs im Parc National des Hautes-Gorges-de-la-Rivière-Malbaie (Québec)
  • Skyline Trail im Cape-Breton-Highlands-Nationalpark (Nova Scotia)
  • Sentier de la Montagne Blanche im Parc National Du Fjord-Du-Saguenay (Québec)
  • Franey Trail im Cape-Breton-Highlands-Nationalpark (Nova Scotia)
Skyline Trail (NS)  l'Acropole des Draveurs (Quebec)
Skyline Trail (NS) & l'Acropole des Draveurs (Quebec)

Schönsten Drives

  • Bay of Fundy: Fundy Trail Parkway (New Brunswick)
  • Über die Confederation Bridge (Prince Edward Island)
  • Cabot Trail (Nova Scotia)
  • Artisan Drive Südküste (Nova Scotia)
  • La Route des Montagnes (Québec)

Wir haben die Pride Parade in Montréal, ein lokales Konzert in Saint-Donna, und Wale in Québec erlebt. Leckeres Essen wie Crêpes und frischer Fisch duften auch nicht fehlen. Das größte Abenteuer war es eine dirt road zu einem Strandplatz herunterzufahren. Wir brauchten für ca. 12 km eine Stunde mit unserem Jeep. Neben all dem Abenteuer paddelten wir und lagen am Strand im Kejimkujik National Park, schliefen nach einem leckeren Essen beim Restaurantbesitzer auf dem Grundstück und genossen Sonnenuntergänge. Den wohl schönsten Sonnenuntergangsmoment hatten wir an unserem neuen Lieblingsort am White Point auf Cape Breton in Nova Scotia.

Martins Head am Ende der langen Gravel Road (New Brunswick)
Martins Head am Ende der langen Gravel Road (New Brunswick)

Meine ersten Tage im Lab
Nach der ganzen Reise konnte ich die Arbeit im Lab (und die Zubereitung von Essen in einer richtigen Küche, sowie ein eigenes Bad) gar nicht mehr abwarten. An einem Montag hatte ich mein erstes Meeting vor Ort mit meinem Betreuer und Principal Investigator im Lab, Dr. Felix Cheung. Wir haben verschiedene Möglichkeiten durchgesprochen und er hat mir von den Projekten im Lab erzählt. Montags von 16 bis 17 Uhr sind im Lab zweiwöchig Labmeetings, wo aktuelle Projekte oder auch kleine Tutorials/ Intros zu bestimmten Themen stattfinden.

Die jeweils andere Woche findet ein Journal Club statt. Beim ersten Labmeeting, und auch in den darauffolgenden, hatten wir immer wieder Vorstellungsrunden, sodass ich alle Gesichter und Namen des Teams zuordnen kann. Das Lab besteht aus vielen Bachelorstudierenden aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen über Psychologie hinaus. Das finde ich äußerst spannend, dass das Lab so interdisziplinär an der Schnittstelle von Psychology, Public Health und Economics arbeitet. Einige PhD Studierende im Lab starten gerade mit ihrem Programm an der UofT. Mit zwei PhD Studierenden arbeite ich auch an meinem Projekt, welches ich leite.

Lab-Kultur
Die meiste Kommunikation findet über Microsoft Teams statt. Die Lab Managerin half mir alles aufzusetzen und nach einigen Wochen hielt ich stolz meine offizielle UofT-Card in den Händen. Es ist ein schönes Gefühl und ich bin sehr dankbar, an der UofT zu arbeiten und zu forschen. In Microsoft Teams gibt es themenbezogene Kanäle. Einmal pro Woche darf jeder der möchte, etwas teilen, was letzte Woche gut war und was nicht so gut lief. Es sollte keinen Bezug zur Labarbeit haben, sondern aus dem persönlichen Leben sein. Dieses Format nennen sie Happy/ Crappy. Im Labmeeting teilen dann fünf Leute ihr Happy/ Crappy. Das finde ich eine großartige Idee, um etwas über das private Leben zu teilen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Im Lab unterstützen sich alle, sind für Fragen offen und es wird viel gelacht. Nach Labmeetings am Montag wird des Öfteren ein Lab Social organisiert, wie Essen gehen oder bestellen. Während meiner Zeit im Lab, wurde das Lab-Logo designed und gewählt. Folgende Bedeutung hat es: Es besteht aus den Buchstaben "P", "W" und "B", die für Population Well-being Lab stehen. Die Buchstaben sind außerdem so angeordnet, dass sie (1) einer glücklichen menschlichen Figur ähneln - was den Fokus des Labors auf das Verständnis der Determinanten, Konsequenzen und politischen Relevanz eines zufriedenstellenden, zielgerichteten und engagierten Lebens symbolisiert - und (2) dem chinesischen Schriftzeichen "民" (Menschen/Bevölkerung). "民" steht auch für die zweite Hauptrichtung des Labs: Metawissenschaft/offene Wissenschaft. Wir wollen nicht nur die Wohlbefindens-Forschung für andere Forscher öffnen, sondern auch die Wissenschaft für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen.

Mein Forschungsthema
Die Themen, die Felix vor meinem Praktikum und auch beim ersten Meeting vorstellte, klangen alle vielversprechend. Letztendlich habe ich mich für ein Projekt entschieden, bei dem ich Gallup World Poll Data benutzen würde und dass sich Wohlbefinden auf der Populationsebene anschaut. Die bisherige mir vermittelte Sichtweise bezog sich auf das Wohlbefinden eines Individuums und wie sich das verändert. Bei dem Projekt soll es aber um das Wohlbefinden des Landes Venezuela über die Zeit gehen. Die besondere Möglichkeit Gallup World Poll Daten kennen zu lernen und mit ihnen zu arbeiten überwog, sodass ich mich dafür entschied. Venezuela befindet sich in einer der schwersten soziopolitischen Krisen der jüngeren Geschichte. Laut einer Schätzung von 2017 leben 87 % der venezolanischen Bevölkerung in Armut.

Die Krise ist gekennzeichnet durch Hyperinflation, angeblichen Wahlbetrug und eine Reihe von großen Protesten. Trotz der weitreichenden Auswirkungen sind die affektiven Folgen der Krise, wenn überhaupt, nur begrenzt erforscht worden. Im Jahr 2006 (vor der Krise) galt Venezuela als Ausreißer, da es als relativ armes Land unter den Top 20 der Lebenszufriedenheit in der Welt rangierte (Deaton, 2008). In meinem Projekt untersuchen wir mit interrupted-time series analysis, wie sich Lebenszufriedenheit, positiver Affekt und negativer Affekt vor und während der Krise verändert haben. Die Studie stützt sich auf die Gallup World Poll Daten.

Die Lebenszufriedenheit der Venezolaner fiel von 7,6 im Jahr 2010 auf 4,1 im Jahr 2016 - ein Rückgang von 1,6 Standardabweichungen. Diese drastischen Veränderungen des subjektiven Wohlbefindens auf der Grundlage von Selbstberichten der Venezolaner bieten eine ergänzende, jedoch nicht dokumentierte Perspektive auf das Ausmaß der soziopolitischen Krise in Venezuela. Die Ergebnisse stehen im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die eine geringe Rolle der objektiven Umstände für das subjektive Wohlbefinden nahelegen (siehe Happiness Pie Chart). Aufgrund soziopolitischer Ereignisse sind große psychologische Auswirkungen zu erwarten und es ist daher von hoher Bedeutung die Auswirkungen solcher Ereignisse zu erforschen.

Journal Club und Labaktivitäten
Direkt am Anfang meines Praktikums sollte ich einen Journal Club mit Unterstützung von einer anderen PhD Studentin leiten. Es war ein Paper meiner Masterarbeitsbetreuerin Dr. Julia Rohrer über ein kausales Framework zur kulturübergreifenden Verallgemeinerbarkeit von Forschungsbefunden.

Besonders spannend fand ich ein Journal Club über ein systematisches Review, indem es um die Faktoren ging, die mit Wohlbefinden von Singles zusammenhängen. Dies wurde von einem anderen Lab an der Universität vorgestellt und mit uns diskutiert. Mit diesem Review wird die Perspektive des Vergleichs zwischen Singles und Paare um die Ebene der Unterschiede innerhalb der Gruppe er Singles erweitert. Im Durchschnitt sind Singles weniger zufrieden und glücklich als verheiratete oder Menschen in einer Beziehung. Für diesen Zusammenhang zeigt sich zudem, dass dieser zwischen den Ländern variiert. Das Review fokussiert auf Faktoren von Singles und ihrem Leben, die damit zusammenhängen, dass Singles mehr (z.B. hohe Qualität von Freundschaften, geringeres sexuelles Verlangen, freiwilliger Singlestatus) oder weniger (größere Angst Single zu sein, Mangel an sozialer Unterstützung, Stigma und Diskriminierung) zufrieden sind im Single-Dasein selbst. In vielen Gesellschaften ist der Glaube weit verbreitet, dass jeder Mensch eine (heterosexuelle, monogame) romantische Partnerschaft anstrebt und dass romantische Beziehungen den Menschen einzigartige Vorteile in Form von Glück, Wohlbefinden und Bedeutung bieten. Das Single-Sein und seine Konsequenzen vor diesen gesellschaftlichen und kulturellen Überzeugungen zu diskutieren, fand ich inspirierend.

Später im November veranstaltete das Canadian Well-being Knowledge Network eine Podiumsdiskussion mit drei Experten über die Verwendung von Wohlbefindensdaten in Regierungs-Entscheidungen, mit dem Titel "The economics of happiness: is it ready for serious cost-benefit analysis?" Die "Politik des Wohlbefindens" gewinnt weltweit an Bedeutung. Es gibt eine aufkommende globale Bewegung, die bessere Konzepte und Messgrößen für das menschliche Wohlbefinden in den Mittelpunkt der politischen Entscheidungsfindung stellen will. Diese Perspektive fand ich sehr spannend.

Freizeit und Leben in Kanada
It’s Indian Summer! Wir genießen den Herbst hier in vollen Zügen und besuchen Provinzial und Nationalparks, campten am Wochenende und unternahmen Wanderungen. Meine Lab-Kollegen pflegen zu sagen, dass ich mehr vom Land sehe als sie bisher gesehen haben. Gerade ist Halloween und alle Häuser sind geschmückt. Es ist hier eine große Sache. Toronto ist eine sehr vibrierende, multikulturelle und offene Stadt, wie ich es erwartet hatte. Ich erkunde viel und genieße die Herbstfarben solange sie noch da sind. Die Niagarafälle habe ich jetzt schon 2019 im Winter, Frühling, und nun 2022 im Herbst gesehen. Es ist verbunden mit dem hübschen Örtchen Niagara-on-the-Lake ein toller Samstagausflug.

Indian Summer & Toronto Skyline
Indian Summer & Toronto Skyline

Ausflüge im Herbst in Ontario
Der erste Ausflug während unseres Aufenthaltes in Hamilton führte uns zum Algonquin Provincial Park. Wir hatten das große Glück auf dem organisierten Trip der McMaster University mitfahren zu dürfen. In einer großen Gruppe und zwei süßen (aber unbequemen) Bussen im amerikanischen Schulbusstyle ging es am Freitagnachmittag in Richtung Norden. Backcountry-Kanu-Camping war angesagt. Nach viel Verspätung und Verfahren kamen wir ausgehungert mit unseren neuen Freunden auf dem Campingplatz an. Am nächsten Tag liehen wir uns Kanus aus und paddelten durch den herbstlichen Park. Der Ausflug machte sehr viel Spaß, die selbstgemachte Lagerfeuerpizza schmeckte in der Natur an der frischen Luft so gut und wir tauschten uns mit den anderen aus, lernten deren Perspektive kennen und waren einfach dankbar und froh da zu sein. Am nächsten Tag ging es den gleichen Weg zurück. So abgelegen zu campen und das Boot und das ganze Equipment dahin zu transportieren war eine wundervolle Erfahrung, die ich mir in Deutschland so nicht vorstellen könnte.

Den nächsten Trip organisierte ich. Ich rekrutierte ein paar Freunde, mit denen wir ein Airbnb in Tobermory in der Nähe des Bruce Peninsula Nationalparks am Lake Huron mieteten. Dort wanderten wir am See, an der Küste entlang und aufgrund der Größe glich alles mehr dem Meer. Das Wochenende rundeten wir mit einer Wanderung am Lion’s Head ab, wo ich Kletterer erspähte. Auf dem Nachhauseweg stoppten wir an einer Maple Syrup Farm wo wir spontan und kostenfrei eine Tour und Erklärungen bekamen. Natürlich musste der leckere Maple Syrup danach mitgenommen werden. Auf einen Insider Tipp hin, stoppten wir in der für Halloween dekorierten Kleinstadt Elora und wurden mit ihrem Charme umwoben.

Bei einem weiteren Roadtrip ging es wieder zum Algonquin, um der nahegelegenen Muskoka Region einen Besuch abzustatten. Dort werden zu der Zeit Cranberry geerntet. Die Muskoka Seenlandschaft mit ihren hübschen Kleinstädten und unzähligen großen und kleinen Seen und Wasserläufen ist im Herbst, wenn sich alles rot, orange färbt, eine absolute Empfehlung. Wir fuhren die Muskoka Beach Road, und weitere Scenic Drives wie die Road 19 und 13 Richtung Torrance. Nahe Huntsville gibt es schöne Aussichtspunkte. Am nächsten Morgen an unserer Unterkunft wurden wir mit Schnee begrüßt – Mitte Oktober. Wir arbeiteten uns wieder in den Süden vor und genossen noch einmal 20°C im Nationalpark Thousand Islands. Von dort unternahmen wir eine Bootsfahrt auf der wir an den unzähligen Inselchen vorbeifuhren. Dies ist auch die einzige Stelle, an der man ohne US-amerikanisches Visum in USA-Staatsgebiet kann – vom Wasser aus. Grananoque ist ein entspanntes Örtchen zum Schlendern und Sitzen am Pier. Hier sahen wir den Sonnenuntergang. Auf der Rückfahrt ging es durch Kingston durch, was wir wenig spektakulär fanden. Entlang des breiten Sankt-Lorenz-Stroms der hier in den Ontario Lake übergeht, fuhren wir noch zu riesigen Dünen im Sandbanks Provinzial Park.

Straße in Oakville (Ontario)
Straße in Oakville (Ontario)

Leben in Toronto
In Toronto sind wir mit der Fähre zu Toronto Island gefahren. Von dort sieht man bis Ende September die Sonne hinter der Skyline untergehen. Es gibt auf der Insel auch Strand und die Fährfahrt und das Spazieren dort ist eine Art dem Großstadttrubel zu entfliehen. Weitere Orte, von denen man die Skyline gut sehen kann, sind: Trillium Park, Polson Pier Skyline Viewpoint und von einem anderen Winkel von Riverdale Park East, Baldwin Steps, und Chester Hill Lookout. Ein weiteres Highlight während unserer Zeit in Toronto war der Besuch eines Eishockeyspiels in der Vorsaison. Es spielten die Toronto Maple Leafs gegen die Canadiens de Montréal. Die Stimmung war toll, die Musik macht Laune und das gesamte Spiel war beeindruckend zu sehen und ein großartiges kulturelles Ereignis in Kanada.

Auf weiteren Erkundungstouren schlenderten wir durch den St. Lawrence Market, wo man für kanadische Verhältnisse als Deutsche neben dem Blackbird Baking im Kensington Market ganz gutes Brot bekommt. Der Kensington Market war nicht weit von der Uni entfernt und dort zog es mich hin für Lunches, Lab-Socials und bummeln durch die Vintage- und Secondhandläden. Toronto hat einen Großstadtvibe nicht weit entfernt vom New Yorker Feeling besonders, wenn man auf dem Dundas Square steht, der dem Times Square ähneln soll – fast. Auf dem Nathan Philips Square bekommt man bei Tag und Nacht ein wunderschönes Bild mit dem Toronto Schriftzug. Auch der lebendige Campus der University of Toronto mit seinen alten und neuen Gebäuden fügt sich in das pulsierende Bild der Stadt ein. Auf der King Street und der Queen Street lief ich auf meinem Nachhauseweg entlang und entdeckte interessante Ecken, wie die Graffiti Alley, den Grange Park hinter der Art Gallery of Ontario, oder den Stackt Market hinter dem Fashion District. Der Art Gallery of Ontario statteten wir am Ende unseres Aufenthaltes auch noch einen Besuch ab und wurden nicht enttäuscht.

Ausflüge um Hamilton
Hamilton wird auch die „Stadt der Wasserfälle“ genannt. Bei einem unserer ersten Spaziergänge erklommen wir die Dundurn Stairs. An mehreren Stellen gelangt man über viele Treppenstufen auf die Anhöhe des Niagara Escarpment von der aus man einen schönen Überblick über die Stadt hat, der besonders im Herbst sehr farbintensiv ist. Wir besuchten die Albion Falls im Osten der Stadt. Für den Dundas Peak reservierten wir uns ein Permit und liefen den kurzen Wanderweg, von dem man einen schönen Blick über die gesamte Landschaft am Ontario See hat. Vorbei kamen wir an den Tew’s Falls. Weitere Ausflüge führten uns in den Bronte Creek Provincial Park und den Rattlesnake Point, wo wir Kletterer beobachten konnten.

Wohnen in Hamilton, Ontario
Ich wohnte in Hamilton, und pendelte mit dem Bus nach Toronto. Finanziell ist es tendenziell günstiger dort zu wohnen als nahe an Toronto. Wir haben schon im Juli nach Wohnungen für ab September gesucht. Da wir als Paar zusammenwohnen wollten, gestaltet sich dies aber nicht leicht. Viele WG-Zimmer oder studentische Häuser wurden mit der Überschrift „girls only“ oder „boys only“ beworben. Letztendlich kamen mehr Anzeigen 2 Wochen vor unserem gewünschten Einzugsdatum heraus. Aber es ist eine schwierige Entscheidung, ob man länger warten will oder das Erstbeste nimmt. Zudem muss man bei Amerika immer bezüglich Scammer besonders vorsichtig sein. Wir hatten Glück ein Haus eines PhD Studenten zur Untermiete zu bekommen, während dieser für ein Praktikum in Montreal ist. Wir mussten nur noch wegen der Länge der Zeit verhandeln, da er es nur für 2 Monate vermieten wollte und wir es aber für 4 Monate brauchten. Dafür und auch für einen niedrigeren Preis (CAD 1500 exkl. Nebenkosten für 2 Personen und 60 m2) fanden wir eine Lösung.

So konnten wir mit dem Gefühl einen Ort zum Wohnen zu haben, nach Kanada fliegen. Die Lage des Hauses war in einem ordentlichen Viertel, aber leider direkt an den sehr lauten Bahngleisen. Wir hatten einen kurzen Weg zur Bushaltestelle, von der aus man auch nach Toronto kam. In Hamilton gibt es strukturell sehr schwache Stadtteile, die man meiden sollte. Es kann da ein Bettwanzenproblem geben. Zudem ist die Obdachlosigkeit äußerst hoch ebenso wie die Kriminalitätsrate. So hatten wir innerhalb unserer ersten Tage leider einen Hauseinbruch bei dem u.a. unser Laptop gestohlen wurde. Danach haben wir uns die ganze Zeit unsicher gefühlt. Unser Vermieter installierte netterweise eine Sicherheitsanlage. Abgesehen davon, können wir für Studenten durch die Nähe zum McMaster Campus eher die Viertel Westdale empfehlen. Wobei es um die Locke Street herum, da wo wir gewohnt haben, auch sehr schön ist mit Läden, Cafés, Restaurants und Wellnessmöglichkeiten. Wir gingen da gern bummeln, in ein Café oder ein veganes Restaurant. Die Zeit verging, wie im Flug und dann war auch schon Advent.

Adventszeit in Kanada
Weihnachtlich erleuchtet wurden die Straßen und im Distillery Historic District in Toronto kann man auch einen gemütlichen Weihnachtsmarkt mit leckerem Essen wie Poutine, Grilled Cheese Sandwich oder süßen Waffeln finden. Die Läden luden zum Shoppen von Weihnachtsgeschenken ein und wir verbrachten den Tag mit einer Kollegin aus dem Lab. Am Abend besuchten wir das spektakuläre Treelightning auf dem Nathan Square vor dem Rathaus. Ganz im Stil der Großstadt waren eine Masse an Menschen da. Die Eisfläche war geöffnet und kleinere Shows fanden statt. Bei einem Countdown zählten wir herunter und der Platz wurde weihnachtlich erleuchtet.

In der Adventszeit fuhren wir über ein verlängertes Wochenende auch für 2 Nächte nach Ottawa und Montreal. Dort machten wir die Weihnachtsmärkte unsicher, genossen die Kälte (nicht) und schauten uns die historischen Gebäude an, machten eine Stadtrundfahrt in Ottawa und besuchten eine öffentliche Versammlung des Parlamentes von Kanada, was äußerst spannend war. Zum Ende meiner Praktikumszeit veranstaltete mein Lab eine kleine Weihnachtsfeier mit Essen, guten Unterhaltungen und ich konnte mich von allen verabschieden. Wenn wir eine Mitbring-Party machen so heißt das in Kanada Potluck Party. Die Atmosphäre, die gegenseitige Unterstützung, die Freundlichkeit und das aufrichtige Interesse der Labteilnehmer wusste ich während meiner Zeit sehr zu schätzen. Als Abschiedsritual bat ich die Lab-Teilnehmer mir eine kurze persönliche Botschaft auf meine Kanadafahne zu schreiben.

Christmas in Hawaii
Bevor es wieder ins kalte Deutschland ging, machten wir Urlaub auf Hawaii. Damit erfüllten wir uns gar nicht unbedingt wie manch anderer einen lang gehegten Traum, sondern stoßen zufällig auf dieses Urlaubsziel: und es war perfekt. Mit dem Ziel low-budget zu reißen, haben wir schon manches Abenteuer hinter uns: campen, couchsurfen und nun auch House- und Petsitting auf Hawaii. Zuerst besuchten wir Maui, dann Kauai, dann kümmerten wir uns um 3 Hunde und 8 Katzen auf Big Island. Zum Abschluss verbrachten wir Silvester auf Oahu. Die ganze Reise war ein Traum, voller Abenteuer und Entspannung zugleich. Der Vulkanausbruch vor unserer Reise machte uns zuerst Sorge, aber als wir da waren, ruhte er wieder.

Meine Top-Tipps und Highlights für eine Urlaub auf Hawaii:

  • Sonnenaufgang an den Venus Pools/ Waioka Pond (Maui)
  • Westmaui umrunden
  • App-Guide (z.B. Shaka) herunterladen und über die Geschichte und Kultur lernen während des Roadtrips
  • Essen von Food Trucks und tropische Früchte von Ständen an der Straße
  • Polihale State Park mit 4Wheel Drive besuchen (Kauai)
  • Waimea Canyon Trail (Kauai)
  • Schildkröten am Poipu Beach (Kauai)
  • Sonnenuntergang auf dem Mauna Kea (Big Island)
  • Schnorcheln, Fische und Delfine sehen (Big Island)
  • Vulkanlandschaft im Nationalpark (Big Island)
Hawaii
Hawaii